Sonntag, 7. Februar 2010

Wie die Gönninger zu Haustöchtern kamen...


Albvereinsjugend: Abschlussbild nach Schnitzeljagd ca. 1960...

Die meisten Menschen auf diesem Foto sind Gönninger und werden
sich heute noch erkennen. Auffallend ist, dass die jungen Männer sonntags noch zum Teil mit Krawatten gewandert sind.
Ein paar Mädchen auf dem Bild waren dabei, die über die Winter-
Saison bei den Samenhändler-Familien angestellt waren.
In Gönningen war dies über viele Jahrzehnte eine Besonderheit.
Wenn die Samenhändler im Herbst ihre Kundschaft bereisten, kamen
sie auch in viele Familien, in denen Töchter zuhause überwiegend
in den landwirtschaftlichen Betrieben tätig waren. Über den Winter,
meistens bis März, nahmen die Mädchen gerne das Angebot an,
in Gönningen im Haushalt und auch beim Samenpacken mitzuhelfen.
Sie kamen aus allen Himmelsrichtungen, von Bayern ebenso wie aus
dem Schwarzwald, aus jenen Gegenden, in denen die Gönninger ihre "Samenstriche" hatten. Der Ort Spielberg nahm eine besondere Rolle
ein. Da steckte eine die andere an, einige waren über mehrere Jahre
über den Winter in Gönningen. Auch heute spricht man noch
manchmal über die Mädchen und in welchen Familien sie tätig waren. Sie waren allesamt recht tüchtig und fleißig, von zu Hause aus den ländlichen Gegenden gut erzogen und sie werden bestimmt an die Zeit
in Gönningen noch gerne zurückdenken!
In den 50er und 60er Jahren waren es in der Saison immer rund 50 "sogenannte Samen-Mädchen", einzelne blieben auch das ganze Jahr.
Bei Veranstaltungen der Albvereinsjugend - wie z.B. bei Wanderungen
und auch bei Kappenabenden in der Faschingszeit - war immer eine
rege Beteiligung. Die Gönninger Burschen kamen selbstverständlich
auch gerne. Ergebnis: Viele Mädchen haben hier geheiratet
und blieben zeitlebens in Gönningen.
Dies war auch schon in den Jahrzehnten vor dem zweiten Weltkrieg so.
Eine Familie aus Bayern musste ihre vier Töchter nach Gönningen
ziehen lassen. Deshalb kam in den Ort unter dem Roßberg auch schon
vor der Welle der Heimatvertriebenen frisches Blut.
Dies als ein Rückblick über eine vergangene Zeit und die Eigenart im Samenhändlersdorf.
Bildertanz-Foto: Wilhelm

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