Mittwoch, 28. September 2011
Gönninger Heimatbuch von 1952 (Teil 44): Geschichte - Gönningen, die Stadt
Die Gründung einer Stadt lockte viele Leute aus der Nachbarschaft an, Landadel und Bauern. Ihre Namen sind uns nicht mehr bekannt. Unter den im Jahr 1383 Genannten mögen noch Namensnachkommen dieser damaligen Neubürger sein. Bisher Leibeigene zogen in die Stadt, um dort frei zu werden; andere zogen in die Stadt, um dort frei zu bleiben bzw. nicht einem der damals hochkommenden Territorialherren, wie es die Wirtenberger waren, hörig zu werde. Daß wir noch im 18. Jahrhundert so unverhältnis-mäßig viele Handwerker hier finden, wie sie eigentlich einem Dorf nicht zukommen, können wir noch als eine Überlieferung und einem Rest aus der Stadtzeit ansehen, die ja eben durch Handwerk, Gewerbe- und Handeltreibende gekennzeichnet war. Und dass unsere Gönninger solches Handelsgeschick in den letzten Jahrhunderten bis auf diesen Tag bewiesen haben, mag seinen äußerlichen Antriebsgrund ja zum Teil eben in dieser Übersetzung des heimischen Handwerks ohne Hinterland gehabt haben, aber nicht weniger wohl in dem Handelsblut alter städtischer Geschlechter, die doch auch wohl damals hierher gezogen sind und deren Blut und Fähigkeit noch in den Gönningern lebendig geblieben ist, auch wenn die Namen dieser Blutsträger aus der Stadtzeit längst verschollen sind. Eine höchst bemerkenswerte Betrachtung zum Gönninger Samenhandel, seinen Ursachen und seinem Ursprung! Und wenn man den Gönninger Handel als Ganzes betrachtet, so kann es sich da würdig an die Seite alter handeltreibender Reichsstädte Schwabens stellen, und wenn wir die Niederlassungen auswärtiger Gönninger betrachten, so darf da manch einer mit seiner Unternehmung sich getrost neben den alten städtischen Handelsherren sehen lassen!. Das ist weder Schmeichelei, noch Übertreibung. Wann, wieso und durch wen die eigentliche Stadtherrlichkeit zu Ende gegangen ist, wissen wir nicht mehr. Sicher war die Nachbarstadt Reutlingen höchst eifersüchtig auf diese nahegelegene Nebenbuhlerin und wir wissen nicht, was geschehen ist, als die Reutlinger kurze Zeit, vor allem 1388-89, hier Herr waren. Es geht die Sage, dass damals Gönningens Mauern gefallen seien, und wohl auch die Burg Stöffeln haben sie damal gebrochen. Wer uns das Hochgericht nahm ist unbekannt, vielleicht die Wirtenberger, wie sie Gönningen als Amtsflecken nach Tübingen gaben. Im Toten Winkel schrumpfte der Wochenmarkt vielleicht von selbst ein und der verheerende 30jährige Krieg tauchte den Ort in Bezug auf seine alte stolze Überlieferung in eine Art Dornröschenschlaf, aus dem es die neuere Zeit wieder erweckt hat.
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