Die beiden einrädrigen Postkarren in Vergrößerung:
Auf dem Schild steht "Telegraph" und der Postadler ist zu sehen.
Solange Gönningen keine Bahn hatte (diese wurde 1902 eröffnet) war
täglich nur 2malige Postverbindung nach Reutlingen und Dusslingen.
Diese Post wurde am 11. Februar 1858 eröffnet. Die Einwohnerschaft glaubte damit von der Regierung eine besondere Freigiebigkeit erhalten
zu haben. Grossartig wurde diese neugegründete Post-Expedition
gefeiert. Oberhalb dem Schaufelhardt, beim Hofgut Alteburg, wurde der
Postwagen von 12 Reitern und 12 Chaisen begrüsst und empfangen und
inmitten rollte der Eilwagen dem festlich geschmückten Gönningen zu.
Die eigentliche Feier wurde im Schwanen abgehalten und die Festgäste
daselbst herzlich empfangen.
Ein von Schullehrer Hoffmann hiezu verfasstes Gedicht lautet:
Auf, Schwager, stosse munter in´s Horn.
Und blasse ein lustiges Lied !
Flugs lenk´ deine Rosse zum Wiesazborn,
Der die Post heut´ zum erstenmal sieht.
Du wirst empfangen auf Gönningens Flur
Mit hellem Jubelgeschrei :
Lass schallen das Horn, lass klatschen die Schnur !
Das locket die Menge herbei.
Bei der alten Burg schon wirst du freundl. begrüsst
Die Strasse macht dort einen Rank
Dort wartet ein Schluck, der die Fahrt dir versüsst,
D´rum blase ein Stücklein zum Dank.
Doch Gönningen zu in raschem Trab,
Dort harret schon alles auf dich.
Jetzt geht es nimmer bergauf und bergab,
Und nimmer so weit ist der Strich.
Nun aufgepasst : Siehst du die Ehrenpfort´!
Sie ladet so festlich dich ein.
Jetzt blase aus Kräften dem Gönninger Ort.
Und fahr in Gott´snamen hinein.
Der Rossberg schauet verwundert herab
Und schüttelt das moosige Haupt :
Wie weit man´s in Gönningen doch gebracht hab´,
Das hätte er nimmer geglaubt.
Und bist du am Ziele, so mache dich auf
Und teil deine Schätze uns aus !
Es renne der Postbote stracks im Lauf´
Und poche an jegliches Haus.
Dem Samenhändler bring´ Sämerei´n,
Dem Blumisten Zwiebel von Haarlem,
Dem Hopfenhändler bring´einen Schein,
Sein Spalter Hopfen sei ang´nehm !
Dass niemmand siehe das Angesicht schief,
Bring´jeglichem, was ihm gefällt,
Der trauernden Maid einen Liebesbrief
Und mir einen Beutel voll Geld !
Trara ! trara ! nun setzt euch zum Schmaus,
Der dreissig Kreuzer nur kost´t !
Trara ! trara ! jetzt ist mein Lied aus :
Hoch lebe die Gönninger Post !
Dieses Gedicht stammt aus der FESTSCHRIFT zur Erinnerung
an das HEIMATFEST und Fahnenweihe des MÄNNERGESANG-VEREIN GÖNNINGEN vom 15., 16. und 17. Juli 1911
abgechrieben für den Bildertanz von Erich Bader, Gesangverein Gönningen 1857 e.V.
Weitere Gedichte zum Festakt über die Einführung des Postverkehrs
1858 folgen !
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