Mittwoch, 27. Juli 2011

Gönninger Heimatbuch von 1952 (Teil 41): Geschichte - Gönningen, die Stadt

Das Straßennetz der Stadt verlief ganz klar: die Hauptstraße kam vom Markt her durchs Untere Tor beim heutigen Rathaus, ging am Kirchbuckel hinauf, verlief am heutigen Pfarrhof entlang geradeaus zum Oberen Tor, hinaus zum Ländle und Oberhofen. Entsprechend dem etwa viereckigen Stadtgrundriß führte eine rundumlaufende Mauergasse, welche den Zugang zu den Häusern an der Stadtmauer vermittelte. Eine besonders deutliche Mauergasse ist die Hintergass; diesem Namen nach müsste die heutige Schulstraße einmal „Vordergass“ genannt worden sein. Die Häuserreihe zum Mauerring sehen wir bis heute mehrfach durch schmale Feuer- und Zulaufgassen unterbrochen. Sie geben dem Städtle eine besondere Heimeligkeit und Zugänglichkeit von überall her, während das bauernhöfetragende Unterdorf nicht entfernt so gegliedert und zugänglich ist wie das Städtle.

Wir dürfen uns die Mauer nicht als Sonderbau wie in den großen Städten, etwa Rothenburg, vorstellen, sondern die Häuser an der Stadtmauer saßen dieser auf, bzw. ihre Außenmauer war zugleich Stadtmauer. Der Mauerring barg neben Rathaus (das alte anstelle der heutigen Tuffsteinschule), Kirchhof (und Pfarrhof? Etwa 40 – 50 Hofstätten, sodaß man vielleicht mit rund 200 Einwohnern rechnen darf. Ihre Anordnung ist typisch städtisch, auch insofern, als die Hofstätten nur in Ausnahmefällen mehr Raum übrig lassen, als die Hofraitin mit Haus und Scheuer, aller unter einem Dach zuläßt, im Gegensatz zum Unterdorf, wo in den alten Höfen die Scheuer immer gesondert vom Wohnhaus steht. Es habe diesem Grunde die Häuser im Oberdorf auch keine Gärten, mit Ausnahme ganz weniger Häuser, während die Häuser im Unterdorf nicht nur geräumige Hofraitinnen, sondern vor allem auch weite Gärten hinter sich haben, auf der einen Seite bis zu Wiesaz, auf der anderen Seite bis zum Etter an der Bizen hin.

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